Viruserkrankungen in Getreide sind seit langem bekannt. Bedingt durch die milder werdenden Winter gibt es häufiger Infektionen durch das Gerstengelbverzwergungsvirus (BYDV) bei Wintergerste und Winterweizen. Besonders betroffen sind die Rheinebene und angrenzende Kraichgaulagen, während in kühleren Gebieten der Befall deutlich niedriger ist. Der Verzwergungsvirus wird durch Blattläuse übertragen, die häufig aus Körnermaisbeständen oder von Gräsern auf die gelblich - grün wirkende Wintergerste überwechseln. Die infizierten Gerstenpflanzen „verzwergen“, werden gelb und bilden nur selten Ähren aus. Der Schaden reicht von Einzelpflanzenbefall bis zum Totalschaden. Früh gesäter Winterweizen / Winterroggen können ebenfalls durch BYDV im Herbst befallen werden. Die Symptome sind ähnlich wie bei der Wintergerste. Zusätzlich verfärben sich die oberen Blätter violett. Weizen, Roggen und Sommergerste können im Frühjahr / Frühsommer durch Blattläuse infiziert werden. Weizen / Roggen reagieren nicht mehr mit einer deutlichen Verzwergung, sondern mit Ähren, die aufrecht stehen und nur mit Kümmerkorn gefüllt sind. Oft werden sie durch Sekundärpilze frühzeitig schwarz, die Fahnenblätter werden deutlich sichtbar violett. Zur Senkung des Anbaurisikos haben sich spätere Aussaattermine im Herbst und bei Bedarf der Einsatz eines zugelassenen Insektizides ab dem 2 - 3 Blattstadium bewährt.
Mit (BYDV) infizierte Winterweizenpflanzen
linker Teil: Im Herbst gegen Blattläuse behandelt, rechter Teil ohne Behandlung
Mit (BYDV) infizierte Winerhaferpflanze
Als weiteres häufig auftretendes Virus macht das
Getreidemosaikvirus (SbCMV) besonders in Wintergerste Schaden. Dieses Virus ist bodenbürdig, kann viele Jahre im Boden überdauern
und wird durch den Bodenpilz Polymyxa graminis übertragen. Verbreitet wird SbCMV hauptsächlich durch Arbeitsgeräte in
Bearbeitungsrichtung.
Das Schadbild zeigt Aufhellungen der Pflanzen, zuerst meist nesterweise, die in der Bearbeitungsrichtung verschleppt sind. Die jungen
Blätter zeigen ein deutliches Mosaik, wenn man sie gegen das Licht hält. Letzte Sicherheit eines Befalls gibt der serologische
Test, denn Aufhellungen der Pflanzen können auch durch andere Ursachen hervorgerufen werden, z.B. Staunässe, Stickstoffmangel
etc.
Als Bekämpfungsmaßnahme wirkt nur die Wahl einer toleranten Sorte.